Kleine Geburten oder auch Fehlgeburten passieren viel häufiger als viele Menschen wissen.Ich möchte hierzu mögliche Vorgehen und Betreuungsmöglichkeiten darstellen.
Vorkommen
Etwa 80% aller befruchteten Eizellen entwickeln sich nicht weiter. Meist entwickelt sich gar kein Embryo, oder entwickelt sich später nicht weiter, oder das Herz hört auf zu schlagen. Ursachen können hier Chromosomenanomalien, Diabetes, Gerinnungsstörungen (z.B. Faktor V Leiden) eine Schilddrüsenerkrankung oder Umweltfaktoren (z.B. Röntgenstrahlung) sein.
Für eine Schwangere ist dies meist eine erschreckende Erfahrung, wenn beim Ultraschall in der Frauenarztpraxis kein Herzschlag (mehr) zu finden ist, oder trotz Schwangerschaftszeichen kein Embryo zu finden ist.
Manchmal macht es durchaus Sinn abzuwarten, ob sich doch noch ein Embryo zeigt und entwickelt. Einen Herzschlag kann (nicht muss) ab der 5. Schwangerschaftswoche festgestellt werden. Es ist durchaus möglich, dass ein Kind etwas länger in der Entwicklung braucht, bzw. die Befruchtung erst sehr viel später stattgefunden hat als angenommen. Eine Zweitmeinung eines Arztes oder Ärztin oder im Krankenhaus kann sich jede Schwangere dazu einholen.
Ausschabung oder Abwarten?
Die meisten Frauenarztpraxen in Deutschland stellen nach dem Feststellen eines fehlenden Herzschlages zügig eine Überweisung ins Krankenhaus zur Ausschabung aus. In anderen Ländern Europas wird eher zum Abwarten geraten.
Leitlinie Schwangerschaftsverlust
In der neuen Leitlinie Schwangerschaftsverlust im 1. Trimenon wird Ärzten empfohlen, alle drei Möglichkeiten gleichwertig vorzustellen.
1. Abwarten
2. Medikamente
3. Ausschabung
Häufig werden vor einer Ausschabung also Kombilösung Medikamente gegeben, dass der Gebärmutterhals sich öffnet. Dies führt zu starken Kontraktionen, die sehr schnell sehr stark werden können. Eine adequate Schmerztherapie, auch mit starken Schmerzmitteln, sollte Standard sein. Eine kleine Geburt, d.h. Fehlgeburt oder auch medikamentös angestossene Fehlgeburt, ist in der Regel aber durchaus kürzer als eine Geburt, die am Entbindungstermin oder gegen Ende der Schwangerschaft geschieht.
Der Nachteil bei der Ausschabung ist, dass eine Narkose notwendig ist, und die Gebärmutterschleimhaut abgetragen wird. Hat eine Frau mehr als zwei Ausschabungen (auch zu diagnostischen Zwecken) hinter sich, gilt dies als Risikofaktor in deiner folgenden Schwangerschaft. Nach einer folgenden Geburt kann es wegen der Ausschabungen häufiger vorkommen, dass sich die Plazenta nicht vollständig ablöst und dann eine Narkose und operative Lösung notwendig ist. Dies führt zu einem erhöhtem Blutverlust und einem höheren Risiko für die nächste Geburt.
Zudem hat die Schwangere bei einer zügig festgesetzen Auschabung kaum Gelegenheit die Situation zu verarbeiten und fühlt sich nach einer Ausschabung häufig überrumpelt, von der Situation, der Ausschabung und der Erwartung, das npormale Leben wie gewohnt weiterzuführn.
In der Regel kann eine Frau (auch mehrere Wochen abwarten), bis sich die Schwangerschaft selbst, mit einer Blutung, löst. Eine spontan einsetzende Blutung kann allerdings auch erst nach mehreren Wochen (bis zu 8-10 Wochen) auftreten. Normalerweise ist, abhängig von der Schwangerschaftsdauer, die Blutung stärker als eine normale Periodenblutung und kann auch länger dauern. Hier kann es Sinn machen, um einen größeren Blutverlust zu vermeiden, eine Ausschabung durchzuführen, wenn die Blutung nicht nachlässt oder sogar stärker wird.
Betreuungsmöglichkeiten
In einer Schwangerschaft, egal wie lange diese angedauert hat, und danach hat eine Frau Anspruch auf Hebammenbetreuung, telefonisch wie persönlich. Das ist eine ganz normale Krankenkassenleistung. Ob es sich um ein kleine Geburt oder eine Geburt am Entbindungstermin handelt, ist unerheblich. Auch nach einer kleinen Geburt stehen eine Frau Wochenbettbesuche zu, auch wenn diese nicht so häufig wie bei einer Geburt am Entbindugstermin in Anspruch genommen werden.
Im Mittelpunkt steht hier die individuelle Beratung und Betreuung der Frau, Empfehlungen für Phytotherapie, oder Gespräche mit der Hebamme als neutralen Fachperson.
Wenn du als Betroffene Bedarf an Betreuung hast, melde dich einfach per E-Mail an sagsmir@hebamme -kirstenlowack.de oder über das Kontaktformular.
Kirsten Lowack